Ermutigende Aussichten für das internationale Baugeschäft | von Giuseppe Schirone

Artikel veröffentlicht in: "Der Wohnungsbau hält den Markt lebendig"

Insgesamt „ermutigende” Aussichten für die Bauwirtschaft weltweit haben die Prognosen des Marktforschungsinstituts der Confindustria Ceramica, Prometeia, im November/Dezember 2017 aufgezeigt. Trotz eines leichten Rückgangs gegenüber den mehr als 4% Wachstum aus dem Jahr 2016 wurden für den Prognosezeitraum 2017-18 weltweit weiterhin dynamische Investitionen in den Wohnungsbau mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) bei den Aufträgen von 3,5% erwartet, zu verdanken insbesondere Asien, NAFTA und der Region Nordafrika und Nahost (MENA). Daraus ergab sich wiederum ein positives Bild für die weltweite Nachfrage nach Keramikfliesen mit jährlichen Wachstumsraten von mehr als 4%.

Diese Szenarien mussten Ende 2017 auch auf Grundlage der Nachrichten von den wichtigsten internationalen Märkten sowie hinsichtlich der makroökonomischen Treiber nicht signifikant korrigiert werden.  So lässt die Prognose des Forschungsinstituts von Dezember 2017 lediglich durch die Ausweitung des Prognosezeitraums bis 2019 eine Möglichkeit durchscheinen, dass das Wachstum im internationalen Wohnungsbau auf unter 3% zurückgehen könnte, wodurch auch die Nachfrage nach Keramikfliesen unter diese Schwelle zu fallen drohte.

Auf den traditionellen Märkten – NAFTA und Westeuropa, die etwa die Hälfte aller Investitionen auf sich vereinen – steht 2017 vor allem für den Boom in Westeuropa. Mit einem Wachstum von nach vorläufigen Berechnungen 5,3% wurden hier die bereits äußerst positiven Zahlen des Vorjahres noch übertroffen, das beste Ergebnis seit 1990. Mit diesen positiven Zahlen, zu verdanken in erster Linie Deutschland, Frankreich und Spanien, konnte der abrupte und zudem unerwartete Einbruch auf dem anderen traditionell wichtigsten Markt für italienische Keramikfliesen, den USA, ausgeglichen werden. Hier erlebte der Wohnungsbau ab dem dritten Quartal 2017 eine leichte Rezession, die sich erst gegen Ende des Jahres wieder gelegt zu haben scheint (+1,2% erwartetes Wachstum Ende 2017). Dieses Ungleichgewicht zwischen Westeuropa und den Vereinigten Staaten dürfte sich 2018 zunächst verringern und in 2019 dann sogar umkehren. Dafür sorgt eine Kombination aus Faktoren – einerseits der zu erwartende Rückgang auf den obengenannten europäischen Märkten, die vorhergesagte Stagnation auf dem britischen Markt und der nur langsame Aufschwung in Italien, sowie anderseits der erwartete Aufschwung im US-amerikanischen Wohnungsbau. Hier dürften die Antriebskräfte für Investitionen in den Wohnungsbausektor – allen voran demographische Faktoren –  das Wachstum wieder auf ein Niveau bringen, das dem Marktpotenzial eher entspricht.

Auf den neuen Märkten deuten die vorläufigen Berechnungen für 2017 auf Wachstumsraten von deutlich über 4%, sowohl für Mittel- und Osteuropa wie auch in Fernost, und übertreffen damit alle Erwartungen. Bei Mittel- und Osteuropa ist dies insbesondere der guten Entwicklung hinsichtlich Investitionen im Wohnungsbau in Tschechien, Ungarn und der Türkei zu verdanken, sowie der Tatsache, dass in Russland, wo der Wohnungsbau langsam wieder anzieht, ein Ende der Rezession in Sicht ist. Auch die Investitionen in Fernost gingen weniger stark zurück als erwartet. Allerdings haben politische Entscheidungen der Regierungen in Indien (Demonetisierung und Steuerreform) und China (langsameres Kreditwachstum) dazu geführt, dass die Wachstumsraten bei den Investitionen im Wohnungsbausektor unter den +4,8% von 2016 lagen.

In den anderen drei Schwellenregionen, die das Forschungsinstitut in den Blick genommen hat – Golfstaaten, MENA und Lateinamerika – mussten die Zahlen für 2017 hingegen nach unten korrigiert werden. Dies betrifft vor allem die Golfregion, wo das tatsächliche Wachstum im vergangenen Jahr bei +3,3% lag, während zuvor noch mehr als 4% erwartet worden waren. Zuzuschreiben ist dies den enttäuschenden konjunkturellen Nachrichten aus Saudi-Arabien.

Trotzdem wird erwartet, dass alle Schwellenregionen im Zeitraum 2018-19 weiterhin einen positiven Beitrag zur Investitionsentwicklung im Wohnungsbau weltweit leisten werden. Deutliche Zuwächse erwarten die Marktforscher allerdings nur für die Golfregion und Lateinamerika sowie die verbleibende Sparte “sonstige Länder weltweit”. Für alle anderen Regionen, insbesondere Mittel- und Osteuropa, Fernost und MENA wird eine Konsolidierung der Wirtschaftslage erwartet.

Insgesamt bestätigen die Konjunkturdaten der vergangenen Monate demnach die Vorhersagen aus dem Frühjahr des vergangenen Jahres. Damals wurde eine Fortsetzung des konjunkturellen Aufschwungs im Wohnungsbau weltweit prognostiziert, geprägt von einer gewissen Abschwächung der weltweiten Dynamik bei einer gleichzeitig deutlich stärkeren geographischen Ausdehnung des Wachstums.

Bestätigt werden entsprechend auch die Aussichten für das Wachstum der internationalen Nachfrage nach Keramikfliesen. Dank einem erwarteten Plus von durchschnittlich 3% im Wohnungsbau dürfte auch der Verbrauch keramischer Fliesen weltweit um 3,2% pro Jahr wachsen, was für dem Zeitraum 2018-19 einem zusätzlichen Absatz von 855 Mio. Quadratmetern entspricht (61% davon auf den asiatischen Märkten) – und einem weltweiten Gesamtverbrauch von rund 14 Milliarden Quadratmetern.

Angesichts der Tatsache, dass die führenden Anbieter von Keramikfliesen weltweit ihre Strategien nicht signifikant ändern dürften, werden 72% dieser marginalen Nachfrage von in den entsprechenden Ländern angesiedelten Herstellern abgedeckt werden. Die verbleibenden 28% (ca. 240 Millionen Quadratmeter) kurbeln den weltweiten Handel der Branche an – und der Importmarkt berührt damit gegen Ende 2019 die Schwelle von 3 Milliarden Quadratmetern.

Februar 2018

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