Europäische Immobilienwirtschaft | von Giorgio Costa

Artikel veröffentlicht in: "Der deutsche Baumarkt"

Immobilien sind immer mehr Serviceleistungen und immer weniger eine Anlage, die es zu managen gilt. Das ist die größte Herausforderung der Immobilienwirtschaft, die dieser Komplexität und den rapiden Handlungsrahmen der Finanzinvestoren gerecht werden muss. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse der Studie von Price Waterhouse Cooper und Urban Land Institute zu den Trends in der Immobilienwirtschaft 2018. Auf europäischer Ebene kristallisiert sich ein sehr dynamisches Bild, jedoch mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den einzelnen Ländern. Nordeuropa ist dabei wesentlich aggressiver und wettbewerbsorientierter als Südeuropa. Das gilt besonders für Italien, wo Mailand trotz einer Position in der zweiten Hälfte der Rangliste für Investoren ein immer noch attraktiver Markt ist. Der eigentliche „Klotz am Bein“ ist Rom, an 28. Stelle unter den 31 Städten der Studie und gefolgt von Athen, Moskau und Istanbul. Hier sind dank der hohen Besuchszahlen im Bereich Tourismus nur Objekte für Hospitality und zum Teil im Gewerbe interessant. Das Segment der Bürogebäude hingegen ist kaum attraktiv.  Dieses Szenario liest sich vor dem Hintergrund von Immobilieninvestitionen in Höhe von 9 Milliarden Euro in Italien zwischen dem 4. Quartal 2016 und dem 3. Quartal 2017; im Vergleich dazu flossen 68 Mrd. nach Deutschland, 64 nach Groß Britannien – hier hält der Markt dem Brexiteffekt gut stand -, 25 nach Frankreich, 18 nach Spanien und 13  nach Schweden. Schlechter als Italien schneiden in steigender Folge ab Finnland, Polen, Tschechien, Österreich, Irland, Ungarn, Portugal und Griechenland.

Im Rahmen der Investitionen in Immobilien unterstreichen Experten, dass auch Regionen von einer hohen Liquidität profitieren, die geringe oder gar negative Erträge auf festverzinsliche Investitionen verzeichnen, gepaart mit der Wahrnehmung, dass das Preisniveau für Aktieninvestitionen mittlerweile sehr hoch ist. Eine Konjunktur mit niedrigen Zinssätzen fördert auch die Verschuldung zugunsten von Immobilieninvestitionen, die aktuell wesentlich höhere Erträge erwirtschaften als festverzinsliche.

Die Studie untersucht auch die vielversprechendsten Immobilien. Ganz vorne liegt dabei die Logistik in Form von großen Flächen für den Warenverkehr, besonders aufgrund des steigenden online Handels und der sogenannten „urban logistic“, d.h. Warenverteilzentren in größerer Nähe zum Verbraucher. Dieser Trend kommt aus den USA und steht mittlerweile auch an der Schwelle zum britischen und europäischen Markt.

Studentenunterkünfte, Hotels, Seniorenheime, betreutes Wohnen und Wohnobjekte mit Dienstleistungen, Bürosharing, Privatkliniken, Rechenzentren und Lagerflächen für den Privatverbraucher. Besonders Privatkliniken und Seniorenheime verspüren den demografischen Trend, aber nach Ansicht der Autoren der Studien liegt die Herausforderung im jeweils möglichen Geschäfts- und Betriebsmodell.

Im Bereich des Immobilienmarktes befinden sich die attraktivsten Gebiete in Europa in London (31 Mrd. Euro Umsatz zwischen Oktober 2016 und September 2017), gefolgt in erheblichem Abstand von Berlin (9 Mrd. Euro), Paris (8 Mrd.), Frankfurt und Madrid (7 Mrd.) Amsterdam und München (6 Mrd.), Hamburg, Wien und Kopenhagen. Mailand liegt auf den hinteren Rängen, nicht allzu weit von Wien entfernt, auch wenn die lombardische Metropole als ein Ort mit einer „anderen Geschichte als der Rest Italiens“ gesehen wird.

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Deutschlands Markt auf moderatem Expansionskurs

International betrachtet scheint sich die Konjunkturlage so langsam zu erholen. Steigende Produktions- und Absatzzahlen, die Eindämmung der finanziellen Volatilität und eine insgesamt betrachtet verhältnismäßig stabile Inflation stehen einer politisch betrachtet sehr unsicheren Situation gegenüber, mit diversen risikoträchtigen Gebieten, wie im Pazifik mit der sehr anspannten Situation in Korea.