Einhundert Jahre Erfahrung

Die Niederer GmbH ist ein deutsches Familienunternehmen, das seit 1922 für Kontinuität steht. Mit seinen vier Standorten Völklingen, Merzig, Wadgassen und Zweibrücken stellt es heute einen der wichtigsten Lieferanten für Fliesen im Saarland dar.
Von Roberta Chionne

Uwe Scherer Niederer GmbHDie Niederer GmbH ist ein deutsches Familienunternehmen, das seit 1922 für Kontinuität steht. Mit seinen vier Standorten Völklingen, Merzig, Wadgassen und Zweibrücken stellt es heute einen der wichtigsten Lieferanten für Fliesen im Saarland dar. Wir haben Uwe Scherer interviewt, der seit 24 Jahren als Geschäftsführer für den Unternehmensbereich Fliesen tätig ist.

 

Können Sie Ihre lange Geschichte kurz vorstellen?

Wir sind ein klassisches mittelständisches Unternehmen, ein Familienbetrieb, der seit 1922 für Kontinuität steht. Begonnen haben wir 1922 mit der Eröffnung eines Baustoffhandels in Völklingen durch Albert Niederer. Später erfolgte eine Erweiterung des Leistungsspektrums um einen Verlegebetrieb für Fliesen und Naturstein. 1971 wurde die Verlegung von Fliesen aufgegeben und Niederer konzentrierte sich nur noch auf den Handel. Im Jahr 1978 wurde am Standort Luisenthal ein neues Gebäude für den Baustoffhandel und die Verwaltung errichtet und Ausstellungsräume eröffnet, die seit einigen Jahren die modernste Ausstellung im Südwesten Deutschlands sind. Im Jahr 2018 wurden die operativen Handelsaktivitäten von 4 Standorten – in Völklingen, Merzig, Wadgassen und Merzig – unter dem Dach der Niederer GmbH zusammengeführt.

Heute sind wir einer der wichtigsten Lieferanten für Fliesen in unserer Region. Wir pflegen eine faire und offene Kommunikation mit unseren Mitarbeitern und Kunden. Wir haben ein enges Verhältnis zu unseren 150 Mitarbeitern und eine äußerst intensive Kundenbindung. Von kurzen Kommunikationswegen und schnellen Entscheidungen profitieren alle.

 

Was stellt Keramik für Ihr Unternehmen dar?
Die Keramik bei Niederer hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine bedeutende Rolle in unserem Unternehmen eingenommen. 35% des Umsatzes unseres Unternehmens entfallen auf den Verkauf von Keramik und deren Zubehör sowie Bauchemie. Die Keramik und der in diesem Segment erzielte Gewinn sind ein wesentliches Fundament unseres Unternehmens.

 

Niederer Showroom

 

Worin unterscheiden sich Ihre vier Ausstellungsräume?
Sie alle zeigen alle wesentlichen Produkte verschiedener Hersteller und ein ganzes Sortiment an Keramik. Die Produktpalette umfasst Fliesen, ein komplettes Sortiment an Baumaterialien, andere Bodenbeläge und Türen. Der größte Standort ist Völklingen, mit einer Ausstellungsfläche von 1.800 Quadratmetern und 27.000 Quadratmetern Fabrikfläche; Zweibrücken und Wadgassen sind 2 Standorte, die neben den Ausstellungsräumen über 2 Abholmärkte verfügen und jeweils eine Ausstellungsfläche von 600 Quadratmetern plus deren Betriebsflächen haben; Merzig hat eine Ausstellungsfläche von 200 Quadratmetern plus 12.000 Quadratmeter Betriebsfläche. Alle Ausstellungen werden von uns nach höchsten gestalterischen Ansprüchen betreut.

 

Wer sind Ihre Kunden und welchen Verwendungszweck haben die von Ihnen vertriebenen Keramikfliesen?

Alle Kundengruppen sind für uns wichtig. Unsere keramischen Produkte werden sowohl im privaten als auch im professionellen Bereich eingesetzt. Besonders der Objektbereich ist eine wesentliche Grundlage für unseren Erfolg. Für den Bauträger haben wir spezielle Konzepte mit unseren Eigenmarken entwickelt. Diese und ihre Kunden finden bei uns ein Sortiment, das auf die Bedürfnisse der Bauherren zugeschnitten ist. Auch der großflächige Objektbau spielt in unserem Umsatz eine große Rolle. Wir realisieren bundesweit Objekte mit mehreren tausend Quadratmetern Fliesen. Unser Umsatz im Bereich Keramik wird zu 80% mit Firmen gemacht, 20% sind Privatgeschäfte.

 

 

Wie ist die aktuelle wirtschaftliche Lage der deutschen Bauwirtschaft?
Die Bauwirtschaft in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Die Weltwirtschaftslage, hohe Materialkosten, hohe Energiekosten, Materialknappheit und steigende Kreditzinsen beeinflussen das bauwirtschaftliche Umfeld erheblich. Darüber hinaus leidet die Bauwirtschaft, wie viele andere Branchen auch, unter einem Fachkräftemangel. Hier müssen Lösungen in der Prozessoptimierung und im Ausbau der Digitalisierung gesucht werden. Krisen bergen aber auch Chancen. Das von der Bundesregierung proklamierte Ziel, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, ist nur mit Förderprogrammen und einem erleichterten Zugang für Investoren und Bauherren möglich. Als Großhändler muss man sich in solchen Zeiten neu erfinden. Es gibt immer Märkte, die eine positive Entwicklung nehmen. Wir sehen das am Renovierungsmarkt. Bei sinkender Inflation in Deutschland wird es eine Chance in der Renovierung geben.

 

Was sind die wichtigsten Trends bei den deutschen Innenarchitekturprojekten in Bezug auf Keramikfliesen?
Der Trend zu großformatigen Fliesen wird sich weiter positiv entwickeln. Bei der „Holzoptik“ denke ich, dass der Zenit des Umsatzes erreicht ist. Hier werden wir sicherlich weiterhin gute Umsätze auf hohem Niveau haben, aber ich sehe hier kein Wachstum. Eine Zukunft sehe ich in der „Steinoptik“. Hier werden schon sehr schöne Nachahmungen probiert. Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung in diesem Bereich.

 

 

Welche Gründe sprechen für die italienische Keramik?

Die italienischen Hersteller sind in Bezug auf Design und Qualität marktführend. Neue Entwicklungen stammen hauptsächlich aus der Produktion italienischer Hersteller. Es ist positiv zu sehen, wie schnell sich die italienische Industrie auf die Krise bei den Rohstoffen aus der Ukraine eingestellt hat. Die Umstellung von Rohstoffen aus anderen Herkunftsländern ist tatsächlich sehr reibungslos verlaufen. Lediglich geringfügige Abweichungen in Qualität und Aussehen waren festzustellen. Im Bereich Steingut (Wandfliesen) sind die Entwicklungen der deutschen Hersteller jedoch nach wie vor eine wichtige Option für den Vertrieb dieser Produkte.

 

Wie könnte das Vertriebssystem der italienischen Unternehmen in Ihrem Land verbessert werden?

Die Großhändler haben sicherlich die Aufgabe, Keramikprodukte in größerem Umfang zu lagern. Diese Funktion zu erfüllen, wird in Zukunft schwieriger werden. Die Preisunsicherheit der Märkte, der Wechsel von Design und Format macht es dem Handel schwer, die richtigen Entscheidungen über die zu lagernden Produkte zu treffen. In diesem Punkt der schnelleren Verfügbarkeit der Waren und dem Erhalt von Aufträgen sehe ich eine Chance, italienische Hersteller noch attraktiver werden zu lassen. Als kritisch sehe ich auch die Versorgung der zweiten Reihe des Einzelhandels an. Hier sollte sich die italienische Industrie auf den Fachgroßhandel konzentrieren. Die Vermarktung von Keramik an eine breite Masse von Händlern verringert die Attraktivität von Käufen aus Italien. Durch diese breite Streuung geraten die Preise unter Druck.

Einige von der Niederer GmbH vertriebene italienische Keramikmarken: Century, Marazzi, Monocibec, Naxos, Novabell, Rondine.

 

Mai 2023

Cer Magazine International 60 | 05.2023