Der Wohnungsbau als Wachstumstreiber der Bauindustrie | von Alessandra Ferretti

Die Umsatzprognosen bieten mit einem Plus von 5,5 % einen positiven Ausblick auf das Jahr 2020. Die erfreulichen Zahlen für die deutsche Bauwirtschaft gehen aus den Analysen des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie und des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe hervor, den beiden wichtigsten Fachverbänden der deutschen Bauwirtschaft. „Im Bereich Wohnungsbau erwarten wir ein Wachstum von 7 %, im Wirtschaftsbau 5,5 % und 4% im Bereich Öffentlicher Bau“, erklärten die Präsidenten der Bauverbände Peter Hübner und Reinhard Quast auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am 18. Dezember 2019. „Der Fachkräftebedarf der Bauunternehmen bleibt weiterhin hoch. Wir rechnen mit einem Personalbestand von 870.000 Beschäftigten im Jahresdurchschnitt (+1,5 %).“

 

 

Wohnungsbau (Prognose +7 %)

„In Deutschland sind die Grundpfeiler im Wohnungsbau weiter stabil“ erläuterte Quast. „Das betrifft insbesondere die hohe Erwerbstätigkeit, die realen Einkommenszuwächse, anhaltend günstige Finanzierungsbedingungen und weiterhin hohe Binnenwanderung in die Ballungsgebiete. Um Planungssicherheit für die Unternehmen zu schaffen, müssten langfristige Impulse gesetzt werden, wie die dauerhafte Erhöhung der Afa von 2 % auf 3 %. Um bezahlbaren Wohnraum in den Ballungsgebieten zu schaffen, sind verstärkte Investitionen in den sozialen Wohnungsbau erforderlich.“

In diesem Zusammenhang erwarten die Fachverbände Wohnungsbauumsätze von ca. 54,2 Milliarden Euro, das entspricht einem Anstieg von 7 % im Vergleich zu den 51 Milliarden Euro des Vorjahres. „Wir gehen für 2020 von der Fertigstellung von ca. 310.000 Wohnungen aus. Bis zum Oktober 2019 wurden für insgesamt fast 290.000 Wohnungen Baugenehmigungen erteilt, genauso viele wie im Vorjahr“, führte Hübner aus.

 

 

Wirtschaftsbau (Prognose +5,5 %)

Bauindustrie und Baugewerbe prognostizieren für den Wirtschaftsbau eine ambivalente Entwicklung: Die Baugenehmigungen für Fabrik- und Werkstattgebäude sind seit drei Monaten rückläufig, während die Baugenehmigungen für Lager- und Handelsgebäude sowie Büro- und Verwaltungsgebäude einen Anstieg verzeichnen. Vom privaten Konsum angetrieben ist die stabile Entwicklung bei den Handels- und Lagergebäuden.

Beide Verbände unterstreichen, dass die monatlichen Auftragseingänge seit Ende des ersten Quartals 2019 im Vorjahresvergleich insgesamt stabil bei +10 % geblieben sind. „Den Anstieg der Reichweite der Aufträge führen wir vor allem auf die Investitionen in Bahnstrecken, Brücken- und Tunnelbau der Deutschen Bahn zurück“, so Hübner. „Für das laufende Jahr sieht der Bundeshaushalt eine Erhöhung der Investitionen um 1,1 Milliarden Euro (+18 %) vor“.

Auch deswegen erwarten die beiden Verbände für 2020 im Bereich Wirtschaftsbau einen Umsatz von insgesamt circa 51,3 Milliarden Euro und damit einen Anstieg von 5,5 % im Vergleich zum Vorjahr (48,6 Mrd. Euro).

 

 

Öffentlicher Bau (Prognose +4%)

Die Bauverbände begrüßten die Investitionsoffensive im Bereich der Bundesfernstraßen und wiederholten ihre Forderung nach einer Verstetigung der öffentlichen Investitionen. Quast betonte: „Mit circa 17 Milliarden Euro pro Jahr, davon über 10 Milliarden Euro für Straßen und Wasserstraßen, erhält das Land wieder eine angemessene Infrastruktur. Dies ist für unsere Bauunternehmen ein Signal der Planungssicherheit.“

Hübner ergänzte: „Wir begrüßen ausdrücklich das Gesetzesvorhaben der Bundesregierung, das zu einer Vereinfachung der Planungsverfahren für die Erneuerung von Straßen und Eisenbahnstrecken führt. In unseren Prognosen für die Umsatzentwicklung im öffentlichen Bau berücksichtigen wir den Umstand, dass die Städte und Gemeinden für 2020 eine Erhöhung ihrer baulichen Investitionen um 2,5 Milliarden Euro planen.

Insgesamt erwarten die Verbände im öffentlichen Bau für 2020 einen Umsatz von circa 39,5 Milliarden Euro gegenüber den 38 Milliarden Euro im Jahr 2019 (+4%).

 

 

Beschäftigung

In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Beschäftigten in der Bauwirtschaft beachtlich erhöht und dieser Trend setzt sich fort. Zum 31. Dezember 2018 wurden über 14.000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen (+8,6%). Diese Entwicklung (bereits der fünfte Anstieg in Folge) hat auch Auswirkungen auf die Studienfachwahl bei angehenden Studierenden. Im Wintersemester 2019/2020 haben knapp 11.000 Studentinnen und Studenten ein Bauingenieurstudium aufgenommen.

Der Personalzuwachs im Bausektor wird auch durch ausländische Arbeitnehmer generiert. Nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist der Anteil ausländischer Arbeitnehmer an allen sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern von 8 % im Jahr 2008 bis heute auf 20 % gestiegen.

„Über 80 % der Beschäftigten kommen aus den mittel- und südosteuropäischen Ländern. Die von Deutschland im Zusammenhang mit der Einwanderungspolitik angewendete sogenannte Westbalkanregelung von 2015 sollte über 2020 hinaus verlängert werden“, unterstrich Quast.

 

Februar 2020