Mehr Nähe zwischen Produktion und Handel | von Alessandra Ferretti

Interview mit Roland Hüning, Inhaber von Fliesen Hüning OHG mit Sitz in Bocholt.

Roland Hüning

Wann wurde das Unternehmen gegründet?

Heinz Hüning gründete sein Unternehmen 1964 in einem 36 qm großen Nebenraum des Elternhauses. Bereits drei Jahre später besuchte er erstmals die internationale Keramikfachmesse in Italien, deren Besuch fortan Jahr für Jahr fester Bestandteil seines Terminkalenders wurde. Schon damals war er immer auf der Suche nach den neuesten Trends aus Italien, um seinen Kunden in Bocholt und Umgebung immer die aktuellsten Fliesen bieten zu können.

 

Erzählen Sie uns ein wenig von der Entwicklung des Unternehmens Fliesen Hüning?

Im Jahr 1996, Fliesen Hüning hat inzwischen ein Lager- und Ausstellungsflächen von über 2.000 m², verstärkt Sohn Roland das Team in Bocholt. Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Lehre zum Maurer, zum Fliesenleger und der anschließenden dualen Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel und zum Betriebswirt bringt er nun seinen vollen Einsatz im Familienunternehmen. Im Jahr 2000 übernimmt Roland Hüning die Geschäftsleitung und startet gleich mit einem umfangreichen Firmenausbau. Die Lagerkapazität wird von 1.500 qm auf 3.600 qm Grundfläche erweitert. Die Ausstellung wird auf 1.000 m² erweitert.

 

Wie viele Filialen haben Sie heute?

Wir haben insgesamt fünf Standorte. Im Stammhaus in Bocholt haben wir eine 1.000 qm große Verkaufsfläche und unser 3.600 qm großes Zentrallager. Weitere Fachausstellungen haben wir in den Filialen in Mülheim (Ausstellung mit 1.700 qm Fläche), Düsseldorf (Ausstellung mit 550 qm), Goch (400 qm) und Essen (400 qm).

 

Wie setzt sich Ihr Sortiment zusammen?

Das Sortiment umfasst Innen- und Außenfliesen in allen Varianten, Größen, Farben und Dekoren sowie Zubehör und Fliesen-Bauchemie. Über 1.500 verschiedene Fliesen sind im Angebot, viele davon sofort verfügbar.

Wie setzt sich Ihr Kundenkreis zusammen?

Wir arbeitet als Großhändler, Fachhändler für Fliesenleger, Architekten und Bauunternehmen sowie als Einzelhändler für den Endverbraucher. Darüber hinaus verlegt die H+H-Verlegeservice GmbH Fliesen mit über 10 Mitarbeitern im Privat und Objektbereich.

 

Welche Aspekte sind heute im Vergleich zu früher wichtiger in der Beziehung zwischen Kunden und Fliesenfachhandel?

Im Vergleich zu früher hat der Qualitätsanspruch der Kunden über die Beschaffenheit und Optik der Fliese hinaus deutlich an Wichtigkeit gewonnen. Die Erwartungen der Kunden, z.B. an interessanten Showrooms mit perfekter, aktuelle Darbietung der Ware, ansprechender, sauberer Verpackung der Ware, äußerste Präzision und Pünktlichkeit bei der Lieferung und allen weiteren Serviceleistungen haben wesentlich zugenommen.

 

Was wünschen Sie sich von italienischen Fliesenproduzenten?

Für die Zukunft wünsche ich mir eine noch engere und intensivere Mitwirkung von uns Händlern bei der Entwicklung neuer Produkte. Durch den intensiven Kontakt mit den Kunden haben wir ein genaues Bild der aktuellen Bedürfnisse und Kundenwünsche Diese könnten wir bei einer stärkeren Einbindung in den Entwicklungsprozess zum Vorteil von Hersteller und Handel gut und umfangreich einbringen.

Wie differenzieren sich Ihrer Meinung nach italienische Fliesen von anderen Herstellern?

Ein wesentlicher Unterschied bei italienischen Fliesen ist die immer noch hohe Innovationsrate. Auch in der Qualität von Material und Dekor und Design führt Italien oft den Markt an. Leider führen italienische Keramiken aber auch preislich den Markt an und sind vielfach teurer als vergleichbare Produkte aus anderen Ländern.

 

Wie könnten italienische Hersteller noch attraktiver für den deutschen Markt werden?

Persönlich wünsche ich mir ein optimaleres Preis-/ Leistungsverhältnis für die Zukunft. Das Niveau italienischer Fliesen ist unbestritten hoch, Hersteller aus anderen europäischen Ländern haben inzwischen aber aufgeschlossen und platzieren gleichwertige Produkte zu günstigeren Preisen auf dem deutschen Markt.

 

Wie würden Sie die Lage der deutschen Baubranche beschreiben?

Der deutschen Bauwirtschaft geht es hervorragend. Leider überträgt sich dieses aber nicht auf den Fliesenmarkt. Eine mögliche Ursache ist die enorme Vielzahl innovativer Alternativen für die Boden- und Wandverkleidung. Darüber hinaus findet bei der jüngeren, nachwachsenden Generation ein Wertewandel statt. Häuser und sonstige Immobilien verlieren ihre Stellung als Statussymbol, die Ausstattung neuer Immobilien fällt vielfach einfacher aus.

Fliesen Hüning verzeichnete 2017 einen Waren-Einkaufswert von 7 Millionen Euro. Davon bestanden 90% aus Keramik mit einem Anteil von rund 65% italienischer Fliesen.
Das Unternehmen beschäftigt 100 Mitarbeiter, 35 davon mit Verkaufstätigkeiten.

 

Im Sortiment befindliche Marken

Castelvetro
Century
Epoca
Gardenia Versace
Imola Ceramica
La Faenza
Leonardo
Marazzi
Mirage

 

 

 

Oktober 2018