Zarte mallorquinische Atmosphären

Heute denkt man bei ihrem Namen an touristische Atmosphären, Resorts mit Blick aufs Meer und mondäne Abende, aber in der Vergangenheit war die Insel Mallorca auch ein Ziel für Künstler und Schriftsteller: „Für Maler ist Mallorca einer der schönsten Orte der Welt. Er ist wie das grüne Helvetien unter dem Himmel Kalabriens und mit der Feierlichkeit und Stille des Orients“, schrieb die französische Schriftstellerin George Sand im November 1938, nachdem sie in Begleitung des polnischen Komponisten Fryderyk Franciszek Chopin auf der Insel angekommen war. Und genau aus dem ehemaligen Atelier eines Malers ist diese beeindruckende Residenz in Costa de los Pinos, dem östlichen Zipfel der Insel, entstanden, die sich durch ihren doppelten Blick auf das Meer und die gegenüberliegende Landzunge auszeichnet. Das heutige Erscheinungsbild ist das Ergebnis eines Anbaus, durch den zwei unterschiedliche, aber perfekt integrierte Bereiche entstanden sind, die jeweils über Wohn- und Schlafbereiche verfügen. Das niedrige Profil des Komplexes, das aus einer Gliederung weißer geometrischer Volumen besteht, die sich in den unregelmäßigen Verlauf der Landschaft einfügen, mit überwiegend horizontaler Entwicklung, scheint das Ergebnis eines universellen Konzepts des Minimalismus zu sein. Die Renovierung wurde von der Designerin Teresa Linares von Insula Estudio geleitet und berücksichtigte bis ins Detail den authentischen Geist des Ortes und seine natürlichen Elemente: das Meer, Pinien, Sandstein, Holz, Ziegel. „Die neuen Gemeinschaftsräume befinden sich im Erdgeschoss“, erklärt der Designer. „Die alte, weiß gestrichene Holzpergola steht im Vordergrund und das große Glasfenster im Inneren behält seine Funktion. Der Swimmingpool und das Solarium befinden sich auf der Zwischenterrasse, die einen spektakulären Ausblick und eine perfekte Sonnenausrichtung bietet. Das obere Volumen schließlich liegt auf natürliche Weise auf dem Niveau des bestehenden Geländes und bietet einen direkten Blick auf das Meer“. Das Element, das am meisten zur Kontinuität zwischen den verschiedenen Modulen und zwischen Innen- und Außenbereich beiträgt, ist die von Zement inspirierte Verkleidung, die alle Räume verbindet: Aloft von Verde 1999 ist ein Feinsteinzeug, das aus einem französischen Altgestein gewonnen wird. Bei der Umsetzung der Grafik wurden die dunkleren und stärkeren Bereiche abgeschwächt, um ein einheitliches betonähnliches Aussehen zu erreichen. Die in diesem Zusammenhang gewählte Farbe ist Avorio (Elfenbein), eine neutrale, sehr helle und gedämpfte Farbe. Das verwendete Format, 100×100 cm, hat eine Zwillingsversion mit einer 2 cm dicken R11-Oberfläche für die Außenseite, so dass der Boden im Inneren ohne Unterbrechung nach außen geht. Der Geist der Architektur findet sich auch im Inneren wieder, wie der Eigentümer erklärt: „Was den Stil der Möbel angeht, würde ich sagen, dass ein Hauch von Zeitgenössischem gemischt mit lässigem Schick vorherrscht. Viele der Möbel sind handgefertigt und wurden bei lokalen Handwerkern in Auftrag gegeben; andere stammen aus Horm-Casamania, wie die ‚Her‘-Stühle von Fabio Novembre“. Ein weiteres wichtiges Element ist der eiserne Kamin, der bereits im ursprünglichen Kern vorhanden war und ebenfalls von einem Handwerker angefertigt wurde.