Durchlässige Organismen
(Februar 2025) | Die Designphilosophie des Studios MAB Arquitectura ist stark von einem multidisziplinären, auf alle Größenordnungen übergreifenden Ansatz unter Integration von Stadtplanung, Architektur und Landschaft geprägt. Dabei gilt auch den ökologischen und sozioökonomischen Prozessen, die ein Projekt herbeiführt, und seinen Auswirkungen auf die Umgebung großes Augenmerk.
Die Projekte werden mit einem Blick auf das Ganze konzipiert, in dem die verschiedenen Anliegen und die verschiedenen Fachbereiche in einen einzigen kreativen Prozess integriert werden.
Verschiedene Themen prägen ihre Recherchen zum Thema Wohnen und werden gemeinsam behandelt, um eine Antwort auf die städtischen, ökologischen, energetischen und typologischen Bedürfnisse zu geben.
Auch, wenn wir uns in einem breiten Spektrum bewegen – von Masterplans über Projekte für den öffentlichen Raum und Vorschläge zur Sanierung von Brachflächen, bis hin zu Projekten nach dem Maßstab der Architektur für Wohngebäude, Büros und Schulen – besteht der transversale Charakter, durch den sich diese Eingriffe auszeichnen, in der „Durchlässigkeit“: „Die Durchlässigkeit kommt in unseren Projekten auf verschiedene Arten zum Ausdruck: Durchlässigkeit der Stadt, Porosität, Verbindungen, unterbrechungsfreie Flüsse, Durchlässigkeit der Architektur, die verschwimmende Grenze zwischen innen und außen, privat und öffentlich, Durchlässigkeit von Fassaden, Licht-Schatten-Spiel, Transparenzen, Tiefe der Ebenen.“
Euer Studio hat Sitze in Mailand und Barcelona: Welche Ausbildung haben Sie und wie kam es zu Eurer Zusammenarbeit?
Unser Studio wurde 2005 in Barcelona gegründet, der Sitz in Mailand wurde 2014 eröffnet. Unsere Wurzeln liegen in der Mittelmeerkultur, der wir aufgrund unserer Herkunft und Ausbildung angehören, und unser beruflicher Werdegang hat in einem internationalen Kontext in Spanien und Frankreich Gestalt angenommen.
Barcelona war für uns viel mehr als nur eine Stadt. Dreizehn Jahre lang war es ein Modell der städtischen Entwicklung, ein Labor unter freiem Himmel, in dem wir experimentieren und äußerst ehrgeizige Projekte umsetzen konnten. Hier hatten wir das Glück, mit Meistern wie Martorell-Bohigas-Mackay (MBM), Carlos Ferrater (OAB) und Jordi Badia (BAAS) zusammenarbeiten zu können.
Nach dreizehn Jahren führte unser Weg nach Mailand, eine Stadt, die uns angeregt hat, das, was wir gelernt haben, anzuwenden.
Unsere Zusammenarbeit entstand ganz spontan: Ein erster Wettbewerb, „Abitare a Milano“ (Wohnen in Mailand), Via Gallarate, bedeutete nicht nur eine wichtige Anerkennung, sondern auch den Auftakt zur Gründung unseres Studios.
Vom Wohnbereich bis hin zur Stadtgestaltung: Wie lautet Eure Designphilosophie?
Unsere Designphilosophie beruht auf der Beziehung zwischen Architektur und Natur, auf der Zentralität des öffentlichen Raums und auf der Nachhaltigkeit mit besonderem Augenmerk auf den sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen unserer Eingriffe. Unser Ansatz zielt darauf ab, einladende, inklusive Orte zu schaffen, die das Leben der Menschen bereichern und zur Identität der Städte von morgen beitragen.
Jedes Projekt wird als komplexer Organismus konzipiert, in dem funktionale, ästhetische und ökologische Aspekte synergetisch in Verbindung miteinander gesetzt werden, um inklusive und nachhaltige Räume zu gestalten.
Capofaro Locanda & Malvasia Resort, Insel Salina, ME (ph. Alberto Moncada)
Worin besteht das „Design des Ökoviertels“?
Das Design der Ökoviertel beruht auf einem multidisziplinären Ansatz unter Integration ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Strategien für die Gestaltung nachhaltiger Wohnräume. In diesen Projekten sind der Einsatz innovativer Systeme für die Produktion erneuerbarer Energie, die Verwendung des Regenwassers, die Reduzierung der Verschwendung und die Anwendung von energiesparenden Passivlösungen vorgesehen.
Neben den technischen Aspekten steht in den Ökovierteln das Wohlbefinden der Allgemeinheit im Mittelpunkt, so werden integrierte Dienste und Gemeinschaftsbereiche angeboten, um den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Zu unseren Projekten, die nach dieser Philosophie entwickelt wurden, zählen Via Moneta, Redo Merezzate, Milano4You, UpTown.
Was haben die laufenden Projekte in Mailand gemeinsam und was sind ihre Besonderheiten: die Wohngebäude UpTown R8, die städtebauliche Planung des ehemaligen Scalo di Rogoredo, Milano4You Smart District in Segrate?
Was diese Projekte gemeinsam haben, ist das Augenmerk auf die Beziehung zwischen Architektur und Natur. Alle stehen mit großen Grünflächen oder Parks in Beziehung und bringen das Verhältnis zwischen dem Gebauten und dem natürlichen Umfeld zur Geltung.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das Innenhofsystem, bei dem die Wohngebäude rund um teils öffentliche Grünflächen angeordnet sind. Diese Räume sind nicht nur Durchgangsbereiche, sondern gelebte Orte mit Funktionen und Dienstleistungen, die von Wellness bis zum Coworking reichen, von den multifunktionalen Veranstaltungsräumen bis hin zu den Geschäftsräumen im Stadtviertel. Im Freien runden Fitnessbereiche, Spielplätze und Ruhebereiche eine moderne Auffassung des Wohnens ab, bei der das häusliche Leben über die Wohnungsmauern hinausgeht.
Die Integration zwischen Privaträumen, gemeinsamen und öffentlichen Bereichen bildet die Grundlage unserer Sichtweise des Wohnens als Reaktion auf die neuen Anliegen der heutigen Gesellschaft.
Das Projekt des neuen Pfarrzentrums in Reggiolo hat den Preis In/Arch 2023 gewonnen. In welcher Beziehung steht der Kontext zu diesem Projekt?
Das neue Pfarrzentrum und -haus in Reggiolo (RE) entstehen als Antwort auf die Wunde, die das Erdbeben 2012 hinterlassen hat.
Das Projekt ist trotz seiner mäßigen Größe (1000 m2) ein wahres städtisches Projekt mit der Fähigkeit, eine tiefe Beziehung zum historischen Kontext aufzubauen. Der Eingriff ist durch eine Reihe von Innenhöfen ausgearbeitet, die die Räume organisieren und die Verbindungen zwischen der Straße und den Park im Inneren verstärken. Dieses System bringt die symbolische Rolle der Kirche San Rocco und des Oratoriums zum Ausdruck und schafft Orte mit einer starken Identität und Erkennbarkeit.
Die Fähigkeit, Neues in das bestehende Gefüge unter Rücksichtnahme auf die Größenordnung und Werte einzubetten, macht dieses Projekt zu einem Modell der Stadterneuerung, das die gemeinsamen Bereiche zu definieren weiß, in denen die Gemeinde die Werte des Teilens und der Identifizierung wiederentdecken können.
Pfarrzentrum und -haus, Reggiolo, RE (ph. Andrea Martiradonna)
Materialien und Projekt. Haben Sie in Ihren Projekten Keramik verwendet? Worin besteht Ihrer Meinung nach das Potenzial von Keramik als Werkstoff?
Wir schätzen die Keramik besonders aufgrund ihrer Vielseitigkeit, Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit.
In unseren Projekten haben wir sie sowohl für Außenfassaden als auch im Innenbereich als Verkleidung und Bodenbelag verwendet.
Eine ihrer großartigen Qualitäten besteht in der Fähigkeit, sich an verschiedene Kontexte und Projektanforderungen anzupassen. Vom Feinsteinzeug mit seiner großen Vielfalt an Formaten und Optiken über glänzende kleinformatige Fliesen bis hin zum Mosaik und dreidimensionalen Oberflächen: Es gibt unendliche Möglichkeiten.
Unsere Forschung hinsichtlich der Beschaffenheit, der Farben und Texturen entwickelt sich ständig weiter, auch dank der Unterstützung der Innovation, die die Unternehmen der Branche vorantreiben. Die Keramik ist für uns ein Material, das die Architektur zur Geltung bringen kann, da es ihr eine Identität und Charakter verleiht.
Ein klares Beispiel dafür ist das Projekt zur architektonischen Restaurierung von Villa Liberty in Mondello.
Bei dieser Umgestaltung war es grundlegend, das historische Erbe mit den heutigen Bedürfnissen und Funktionen in Einklang zu bringen.
Villa Liberty, Mondello, PA (ph. Benedetto Tarantino)