Colour as a design tool | von Fabrizia Spina

Farbe als sensorische Schnittstelle und Designinstrument war Thema des Diskussionsgespräches im Rahmen der „Pressecafés“ auf der Cersaie 2019, das in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Domus veranstaltet wurde.

Giulia Guzzini (Domus) traf mit Manuela Bonaiti und Emma Clerici vom Studio Baolab und Andrea Marcante und Adelaide Testa vom Studio Marcante-Testa zusammen, um über die wichtigsten Eigenschaften von Farbe als Planungsinstrument zu sprechen.

Um die Arbeit der beiden Studios – Architektur auf der einen, Designberatung auf der anderen Seite – zueinander in Beziehung zu setzen, wurde mit den sensorischen Schnittstellen von Objekten und den Instrumenten begonnen, die unsere Sinne für die Interpretation von Wahrnehmungen anwenden.

Laut Manuela Bonaiti und Emma Clerici – die beiden Architektinnen arbeiten seit 2007 im Studio Baolab zusammen – haben die Oberflächen von Objekten eine ganz eigene Erzählkraft, die aus Materialität, Farbe, Rhythmus und Dekor besteht und über die haptische, farbliche und perzeptive Ebene vermittelt wird. Ihrer Meinung nach ist eine farbige Oberfläche die wirkmächtigste Ebene, mit der man interagieren kann. „Farbe hat Überzeugungskraft“, erklärt Manuela Bonaiti, „und übermittelt neben den physiologischen Empfindungen auch Eindrücke, die mit Erinnerungen, Geschichte und Kultur verbunden sind.“

Ähnlich gehen auch Andrea Marcante und Adelaide Testa vor, die 2014 das Studio Marcante-Testa gründeten. Die expressive Sprache von Materialien, Farbe und Dekor wird für Anspielungen an vergangene Zeiten genutzt und um innerhalb eines Projekts kontrastreiche Akzente zu setzen. Beispielhaft hierfür ist der Tisch Duale, der 2018 in limitierter Auflage für SEM (Spotti Edizioni Milano) angefertigt wurde: Der für einen Teil der Tischplatte gewählte hellgrüne Farbton erinnert an die italienischen Schulbänke der siebziger Jahre und bildet einen starken Kontrast zum Marmor des restlichen Tisches. „Es gibt viele Materialien, die wir lange Zeit nicht einsetzen konnten, weil sie als hässlich galten“, erklärt Andrea Marcante. „Uns interessieren aber die Kontraste, die bestimmte Werkstoffe oder Farben hervorrufen können: Laminat und Marmor stehen auf der Wahrnehmungsebene in diametralem Gegensatz, aber diese Art von Widerspruch ist funktional und wertet beide auf“.

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November 2019