Unsicherheit bremst neue Projekte und Renovierungen

(Oktober 2025) | PGC wurde 2013 als Reaktion auf die Herausforderungen des Marktes für unabhängige Händler gegründet. Sie wurde von einer Gruppe führender polnischer Händler aus der Keramik- und Badezimmerausstattungsbranche mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Kaufkraft zu bündeln und Know-how auszutauschen. Auch dank einer unkonventionellen Konzernstruktur ist es ihr gelungen, zu einem der wichtigsten Akteure der Branche zu werden. Wir haben Präsident Seweryn Kartkowski über sein Unternehmen und das polnische Vertriebssystem interviewt.

 

Welche Art von Produkten vermarkten Sie?

Die Mitglieder der PGC vertreiben Produkte der renommiertesten Hersteller aus der ganzen Welt in einem Dutzend Verkaufsräumen. Wir bieten ein komplettes Sortiment an Keramikfliesen einschließlich Terrassenfliesen, Sanitärkeramik, Badarmaturen und Zubehör. Dazu gehören sowohl bekannte internationale Marken als auch unsere eigenen Private-Label-Kollektionen.

 

 

Wie ist Ihr Vertriebsnetz aufgebaut?

Im Laufe der Zeit hat sich PGC zur größten Einkaufsgemeinschaft in unserer Branche in Polen entwickelt, die mehr als ein Dutzend starker regionaler Partner vereint. Unser Vertriebsnetz stützt sich auf unabhängige Partnerunternehmen mit Ausstellungsräumen und Verkaufsstellen in ganz Polen und der Slowakei. Gemeinsam bilden wir eine einheitliche Einkaufs- und Vertriebsplattform, die es uns ermöglicht, Kunden landesweit mit lokalem Fachwissen zu bedienen und gleichzeitig von zentralem Einkauf und strategischen Partnerschaften zu profitieren. Wir bedienen verschiedene Kundensegmente, von Einzelkunden bis hin zu großen Bauträgern und Architekten. Als PGC verfügen wir auch über ein Großhandelsnetz und arbeiten an der Entwicklung des Exportverkaufs.

 

Welche Vorteile bietet diese Art der Organisation?

Unsere Struktur verbindet die Flexibilität und Kundenorientierung lokaler Unternehmen mit der Größe und Effizienz eines Großkonzerns. So können wir bessere Konditionen aushandeln, Marktkenntnisse austauschen, in Innovationen investieren und schneller auf Kundenwünsche reagieren. Für unsere Partner ist PGC auch ein großes Logistikzentrum, in dem wir alle unsere Produkte lagern, so dass unsere Partner keine Vorräte anlegen müssen und die Produkte zudem sofort verfügbar sind.

 

 

Wie ist die Situation des Vertriebssystems in Polen und was sind die größten Probleme, mit denen Sie konfrontiert sind?

Der polnische Vertriebsmarkt ist wettbewerbsintensiv und stark fragmentiert und kämpft mit steigenden Betriebskosten, Importdruck und logistischen Herausforderungen. Eines der größten Probleme, mit denen wir heute konfrontiert sind, ist die Verunsicherung der Verbraucher. Der anhaltende Krieg in der Ukraine, die hohen Kreditkosten und die Inflation haben in der Gesellschaft das Gefühl der finanziellen Unsicherheit ausgelöst. Viele potenzielle Käufer zögern, große Investitionen zu tätigen, wie z. B. in die Renovierung oder den Kauf eines Hauses, was sich direkt auf die Nachfrage nach unseren Produkten auswirkt. Diese Unsicherheit ist eine zentrale Herausforderung für den gesamten Keramik- und Bausektor.

 

Welche Unterschiede gibt es zwischen italienischen Keramikfliesen und Fliesen aus anderen Ländern?

Italienische Fliesen werden oft hinsichtlich Design und Innovation als führend angesehen. Sie zeichnen sich durch ihre Ästhetik, ihre Oberflächenausführungen und ihre hochmodernen Produktionstechniken aus. Die polnischen Hersteller schließen jedoch schnell die Lücke und bieten hochwertige Alternativen mit kürzeren Lieferzeiten und wettbewerbsfähigen Preisen an.

 

 

Wie ist die aktuelle Lage auf dem polnischen Immobilienmarkt?

Der Markt hat sich nach einer Phase schnellen Wachstums stabilisiert. Die Nachfrage in den Großstädten ist zwar nach wie vor solide, aber die hohen Zinsen und die wirtschaftliche Unsicherheit haben die Aktivität der Käufer etwas gedämpft. Gleichzeitig steigt das Angebot. Insgesamt ist der Markt ungewiss und die Zukunft könnte uns überraschen, aber es ist deutlich spürbar, dass die Käufer vorsichtiger und selektiver sind, insbesondere wegen der hohen Kreditkosten und der allgemeinen Unsicherheit.

 

Wie sehen die Aussichten für die Keramikindustrie angesichts der Trends auf dem polnischen Immobilienmarkt aus und welche Strategien verfolgen Sie im Vertrieb?

Die Keramikindustrie steht vor klaren Herausforderungen: geringere Nachfrage aufgrund hoher Kosten, wachsende Unsicherheit bei den Kunden und ein Zustrom von Billigimporten aus Ländern wie Indien. Hinzu kommt, dass der Druck auf die Produzenten durch anstehende EU-Verordnungen erhöht wird. In diesem Umfeld besteht unsere Strategie darin, flexibel zu bleiben, uns auf bewährte, wettbewerbsfähige Produkte zu konzentrieren, unsere Partner zu unterstützen und unsere Margen durch einen effizienten Vertrieb und ein starkes Eigenmarkenangebot zu schützen.

 

 

Welche Erwartungen haben Sie an die Entwicklung Ihres Marktsektors?

In der derzeitigen geopolitischen Lage ist es schwierig, über sichere Lösungen für die Entwicklung zu sprechen. Ich bin mir aber sicher, dass nur Unternehmen, die sich schnell anpassen können, die Risiken beherrschen und den Kunden einen echten Mehrwert bieten, ihre Position halten können. Als PGC werden wir uns darauf konzentrieren, Partnerschaften innerhalb der Gruppe zu stärken, wettbewerbsfähige Eigenmarken zu entwickeln, die Logistik zu rationalisieren und unser Netzwerk mit Instrumenten zu unterstützen, um schneller auf reale Marktbedürfnisse reagieren zu können.